Über die Probleme der Credit Suisse wurde in den zurückliegenden Wochen ausführlich berichtet. Die schweizer Großbank, die zu den renommiertesten Adressen weltweit gehört, ist in absolute Schieflage geraten. Die Bank stand vor dem Aus, mit unvorhersehbaren Folgen für die gesamte Geld- und Finanzwirtschaft. Letztlich war es der schweizer Staat, der eingegriffen hat, mit Sofort-Hilfen und letzten mit dem Zwang in Richtung UBS, der zur Mega-Fusion bzw. Mega-Übernahme geführt hat. Noch ist die Verschmelzung der beiden Bank-Giganten aber nicht abgeschlossen. Vor wenigen Tagen hat die Credit Suisse – vermutlich zum letzten Mal – einen eigenen Quartalsbericht vorlegt.
Was ist darin zu sehen? Die negativen Erwartungen wurden übertroffen. Zahlreiche Kunden wenden der Credit Suisse den Rücken zu. Es werden Konten über Konten gekündigt und langjährige Geschäftsverbindungen gekappt. In den zurückliegenden Monaten wurden mehrere Milliarden Euro von der Bank abgezogen. Wir haben die dramatischen Zahlen zusammengefasst.
61,2 Milliarden Schweizer Franken weniger in der Büchern
Aus dem Bilanz-Bericht der Credit Suisse geht hervor, dass die Kunden in den zurückliegenden Monaten rund um 61,2 Milliarden Schweizer Franken vom Bankhaus abgezogen haben. Man kann in der Bewertung schon davon sprechen, dass das Vertrauen in die Bank bei den Anlegern und Investoren quasi aus Null gesunken ist. Die Zahl – die rund 62,5 Milliarden Euro entspricht – ist zudem ein Indiz dafür, dass die Übernahme durch die UBS kein Zuckerschlecken ist. Es könnte durchaus nochmals zu einigen Turbulenzen in der Bankenwelt der Schweiz kommen.
Die Vorstände der Credit Suisse haben ihrem Quartalsbericht direkt auch daraufhin gewiesen, dass man mit weiteren Geldabzügen der Kunden rechnet. Eine Trendumkehr zeichne sich nicht ab, mussten die Bank-Manager gegenüber der Öffentlichkeit zugeben. Die Situation wird vermutlich noch schlimmer.
Bilanz mit einen Gewinn von 13,8 Milliarden Schweizer Franken
Etwas überraschend mutet bei den negativen Zahlen dann aber an, dass die Credit Suisse in den ersten Monaten 2023 einen Gewinn von 13,8 Milliarden Schweizer Franken stehen hat. Wie kann dies sein? Die Antwort ist recht einfach. Die Schweizer Finanzaufsicht hat im Februar und im März regulatorisch eingegriffen. Alle Investoren, die sogenannte AT1-Bonds an der Credit Suisse gehalten haben, mussten ihre Forderungen gegenüber der Bank komplett abschreiben. Das Geldhaus muss die entsprechenden Einlagen bzw. Anlagen nicht mehr zurückzahlen. Die Investoren gehen, auf Geheiß der schweizer Finanzbehörden, leer aus.
Bei AT1-Bonds handelt e sich um Hochrisiko-Papiere, mit denen die Credit Suisse in den zurückliegenden Jahren versucht hat, eigene Finanzlöcher zu stopfen. Die Kunden (Investoren) war vermutlich im Vorfeld bewusst, dass die AT1-Bonds zum Totalverlust führen können. Auf der anderen Seite hatte die Credit Suisse die Wertpapiere mit überdurchschnittlichen Rendite-Zahlungen beworben. Fakt ist, die Investoren haben ihr Geld auf Nimmerwiedersehen verloren. Alle AT1-Bonds wurden in Eigenkapital der Bank umgewandelt. Insgesamt handelt es sich hierbei um 15 Milliarden Schweizer Franken. Nur so ist der Vorsteuergewinn der Credit Suisse in Höhe von 13,8 Milliarden Euro zu erklären. Faktisch hätte der aktuelle Geschäftsbetrieb im ersten Quartal des Jahres ein Minus von 1,2 Milliarden Schweizer Franken eingebracht.
Ausblick auf 2023 zeigt tiefrote Prognose
Die Gesamtbilanz der Bank für das Jahr 2023 wird sich schon im zweiten Quartal ins Minus drehen. Die Verantwortlichen der Credit Suisse rechnen in diesem Jahr mit einem Bilanz-Verlust im zweistelligen Milliarden-Bereich, alles Kosten, die fortan von der UBS gestemmt werden müssen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die UBS eigentlich überhaupt nicht an der Übernahme des ehemaligen Kontrahenten interessiert war. Der Deal ist letztlich nur auf Geheiß und Druck der Regierung zustande gekommen.
Credit Suisse mit permanent negativen Schlagzeilen
Auslöser vom Crash der Credit Suisse waren letztlich die Unruhen am Finanzmarkt nach dem Bankrott der Silicon Valley Bank in den USA. Gleichzeitig hatte der Hauptinvestor der schweizer Bank – die saudische Nationalbank – erklärt, kein weiteres Geld zu investieren. Selbst eine Geldspritze der schweizer Nationalbank konnte die Credit Suisse nicht mehr in ruhiges Fahrwasser bringen.
Bereits in den letzten beiden Jahren war das renommierte Bankhaus aus Negativ-Schlagzeilen nicht herausgekommen. Die Credit Suisse wurde mehrfach beschuldigt, Geld von Kriminellen und korrupten Politikern gewaschen zu haben bzw. entsprechende Geldflüsse und Transaktionen ermöglicht zu haben.