Der Markteintritt von Crypto.com hat in Deutschland einst für Aufsehen gesorgt, jedoch sehr, sehr schnell zu Verwerfungen geführt. Die Handelsplattform für Kryptowährungen war in den Fokus der Aufsichtsbehörden geraten, vornehmlich aufgrund von nicht genehmigten Werbe- und Marketingmaßnahmen.
Vor wenigen Tagen scheint man bei Crypto.com nun den Stecker gezogen zu haben. Die Webseite ist nicht mehr in deutscher Sprache und mit deutscher Kundenansprache verfügbar. Es werden keine offiziellen Geschäfte mehr angeboten. Und ja, man kann von den Crypto.com Rückzug aus Deutschland sprechen.
Massives Werbeprogramm mit Matt Damon und Fußball-Sponsoring
Crypto.com ist in Deutschland mit einer massiven Marketingwelle gestartet. Im Mittelpunkt der Werbung, die vornehmlich online zu sehen war, stand mit Matt Damon ein berühmter Schauspieler als Seriositätsanker und Testimonial Pate. Richtig aktiv war Crypto.com auch in den deutschen Fußballstadion. Die Werbebanner waren in sehr vielen Bundesliga Stadien zu sehen.
Der Erfolg hat im Rückblick nicht lang auf sich warten lassen. Die App von Crypto.com wurde hierzulande ca. 1,3 Millionen Mal heruntergeladen. Deutschland hat sich damit zum fünftgrößten Markt der Krypto-Börse entwickelt.
In den Geschäftsbedingungen wurde es undurchsichtig
In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die auf Crypto.com in deutscher Sprache vorhanden waren, wies das Unternehmen ausdrücklich daraufhin, dass die hiesigen Geschäfte von einem Partner abgewickelt werden, der in Deutschland eine Zulassung der Bafin besitzt. Gemeint war damit die Münchner Firma CM-Equity. Auf der Webseite war ein entsprechender Link zu finden. Die Bafin hat beide Unternehmen ebenfalls immer in einem Zusammenhang gesehen.
In der Nachbetrachtung kann aber nun gesagt werden, dass die Zusammenarbeit zwischen Crypto.com und CM-Equity nie wirklich zustande gekommen ist.
Das rechtliche Problem von Crypto.com
Crypto.com selbst arbeitet mit einer Lizenz aus Malta. Über die App können die Kunden Kryptowährungen kaufen und verkaufen. Crypto.com stellt an dieser Stelle rechtlich aber nur den technischen Support und die Online-Infrastruktur. Das eigentliche Geschäft inklusive der KYC-Verifizierung der Kunden muss von einem Unternehmen erfolgen, welches hierfür die Bafin Zulassung hat. Werbemaßnahmen für Finanzprodukte sind ebenfalls nur zulässig, wenn die Firma eine Genehmigung in Deutschland besitzt.
Richtig ist, dass CM-Equity mit Crypto.com Verhandlungen geführt hat. Die Münchner haben die Firma hinter dem Krypto-Portal – die Foris DAX MT Limited – bei der Bafin als Partner-Unternehmen eintragen lassen. Noch Anfang 2022 war aus zu hören, dass die CM-Equity die Crypto.com Kunden übernehmen werden, um so das Geschäft rechtskonform weiterzuführen.
Passiert ist seit aber nichts bis gar nichts. Es kann davon ausgegangen werden, dass Crypto.com keine Kundendaten an die CM-Equity weitergegeben hat. Der Bafin-Eintrag der Foris DAX MT Limited ist im August 2022 erloschen. Mittlerweile sind auf der Crypto.com Webseite keine Verbindungen zu CM-Equity mehr zu erkennen.
Firma aus Malta beruft sich auf EMI-Lizenz
Auf Nachfrage zum aktuellen Sachstand wollte sich die CM-Equity übrigens nicht öffentlich äußern. Die Betreiber von Crypto.com haben indes bestätigt, dass man mit dem Münchner Unternehmen seinerseits in Verhandlungen war und auch alle Vorgänge ordnungsgemäß dokumentiert seien. Man sei sich beim Krypto-Handel in Deutschland keiner Schuld bewusst. Alle Geschäfte sind entsprechend der geltenden Gesetze vollzogen worden.
Die Foris DAX MT Limited beruft sich dabei vornehmlich die vorhandene EMI-Lizenz, die für den gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, einschließlich Deutschland, gelte. Die Kunden hierzulande wurde allesamt über autorisierte, lizenzierte Partner gewonnen. Selbst verfolge Crypto.com in Deutschland keine Vermarktungsstrategie. Beim Blick auf die erfolgreiche Kundenwerbung in den zurückliegenden Jahren kann die Aussage zumindest bezweifelt werden.
Bafin nimmt Ermittlungen auf
Zweifel – milde ausgedrückt – gibt’s mittlerweile auch bei der Bafin. Die deutsche Finanzaufsicht hat offiziell Ermittlungen aufgenommen. Vor rund einem halben Jahr hatte es von der Bafin noch geheißen, dass man über den Fall Crypto.com informiert sei und den Sachverhalt einer Prüfung unterziehe. Wer die Bafin kennt, weiß dass zwischen einer Prüfung und einer Ermittlung grundlegende Unterschiede bestehen. Ermittlungen gibt’s nur, wenn wirkliche, finanzrechtliche Verstöße vermutet werden.
In der Bewertung kann abschließend gesagt werden, dass Crypto.com vermutlich bewusst in aller höchster Not den Stecker in Deutschland gezogen hat. Eventuellen Strafen und Verfahren soll vorgebeugt werden.
Die Crypto.com App kann von den Kunden in Deutschland (in englischer Sprache) übrigens weiterhin gedownloadet werden.