Ein kleinen, kurzfristigen finanziellen Engpass kann jeder Verbraucher einmal haben. Ausgeglichen wird dieser in der Regel durch die Inanspruchnahme vom Dispokredit auf dem Girokonto. Die Kosen für die Überbrückungshilfen sind jedoch Ende 2022 in Rekord-Tempo nach oben geschnellt.
Wie aktuell veröffentliche Zahlen verdeutlichen hat es in den zurückliegenden Monaten einen Zinsanstieg geben wie zuletzt vor 20 Jahren. Die Unterschiede zwischen den Banken sind dabei aber enorm. Sie können heute noch immer Dispos mit 0% Zins erhalten, auf der anderen Seite aber auch 15% für das Minus auf dem Girokonto bezahlen.
Dispozinsen steigen seit April durchschnittlich um 20 Prozent
Der Rekordanstieg der Dispokreditzinsen spiegelt sich in den offiziellen Zahlen für den November 2022 wider. Volumengewichtet hat die Anpassung im Vergleich zum Vormonat 0,42 Prozentpunkte betragen. Der Dispozins lag im November bei durchschnittlich 8,16 Prozent, was im Vergleich zum April einen satten Anstieg von 20 Prozent bedeutet. Im gleichen Monat des Vorjahres haben die Verbraucher in Deutschland 6,9 Prozent für ihre Dispozinsen bezahlt. Einige Verbraucher-Vergleichsportale kommen aktuell indes bereits auf einen Durchschnittszins von über 10,5 Prozent.
Kontinuierlicher Rückgang seit 2008
Dem rasanten Dispo-Zins Anstieg war ein kontinuierlicher Rückgang der Zahlen vorrausgegangen. Die Dispokredit-Zinsen sind in Deutschland seit 2008 Step-by-Step gesunken. Erkennbar war dabei jedoch, dass die Banken dabei aber nicht jede Zinssenkung der EZB sofort umgesetzt haben. Es hat Monate, teils sogar Jahre gedauert, ehe sich der Rückgang in den Dispo-Zinsen widergespiegelt hat.
Der Grund für den Anstieg der Dispo-Kosten
Der Grund für die steigenden Dispozinsen ist ebenfalls bei der EZB zu finden. Die europäische Zentralbank hat den Leitzins seit dem Sommer in mehreren Schritten erhöht. Ein Großteil der Banken hat daraufhin die Dispokredit-Zinsen entsprechend nach oben angepasst. Die Statistiken zeigen, dass die Dispokosten bei 90 Prozent der Kreditinstitute gestiegen sind.
Warum erhöhen Banken die Dispozinsen so schnell?
Können Sie sich als Verbraucher gegen steigende Dispozinsen auf ihrem Girokonto wehren? Nein, Sie können es nicht. Genau dies ist der Grund, weshalb die Banken und die Sparkassen sehr gern zur Erhöhung der Dispo-Zinsen greifen. Sie als Kunde müssen der Erhöhung nicht zustimmen. Eine Information ist ausreichend. Bei einer Anpassung der Gebühren für ihr Girokonto indes müssen Sie ihre Zustimmung geben.
Billig Anbieter bleiben moderat, teure Banken werden noch teurer
Der atemberaubende Zinsanstieg spiegelt sich im Vergleichsportal wider. Einige Unternehmen kommen mit der Anpassung der der Girozinsen kaum noch nach. Dabei gibt’s einen sehr klaren Trend zu beobachten. Die bisher teuren Anbieter haben nochmals kräftig nachlegt. Sie sind noch teurer geworden. Andere Banken, die bereits bisher auf einem Top-Niveau im unteren Sektor kundenfreundlich agiert haben, sind es geblieben. Die Spanne zwischen den Dispozins-Angeboten ist noch größer geworden.
Negative Beispiele für hohe Dispo-Zinsen
Negativ bei den Dispozinsen stechen die regionalen Banken hervor. Wer bei der VR-Bank Landsberg-Ammersee einen Dispokredit nutzt, zahlt satte 15,11 Prozent für sein Minus. Andere Volks- und Raiffeisenbank liegen im Durchschnitt bei ca. 13 Prozent. Bei der Überzahl der Sparkassen sieht es wenig besser aus.
Positive Beispiele für Kundenfreundlichkeit
Doch es geht auch anders. Die GLS Bank hat den Zinssatz für eingeräumte Überziehungen bei null belassen. Sie bezahlen keine Zinsen. GLS Zins ist an den Durchschnitts-Euribor auf einer Laufzeit von drei Monaten gebunden. Es wird also nicht bei der Nullzins-Politik bleiben. Die GLS Bank hat für den 30. Juni 2023 erste Anpassungen angekündigt.
Die ING-Direktbank, die sich bisher ebenfalls als sehr günstig erwiesen hat, wird die Dispozinsen Mitte Februar von 6,99 Prozent auf 8,99 Prozent erhöhen.
Noch teurer wird’s bei der geduldeten Überziehung der Dispolimits
Die bisher aufgeführten Dispokreditzinsen sind nicht mit den Überziehungszinsen zu verwechseln. Überschreiten Sie ihr Girokonto-Dispolimit wird’s für Sie noch teurer. Die Überzahl der Banken und Sparkassen hat kein Problem damit, ihnen einen noch höheren „ungenehmigten“ Überziehungsrahmen zu gewähren.
Der Grund hierfür liegt auf der Hand. Die Zinsen werden noch höher angesetzt. Sie können von den Banken frei bestimmt werden. Bereits 2016 hat die Bundesregierung geplant an dieser Stelle ein Limit zu setzen, um die Verbraucher vor Bankenabzocke zu schützen. Bis heute ist kein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht worden.
Unsere Empfehlung: Bei dauerhafter Disposchleife – Umschulden
Wer sich als Kunde dauerhaft in der Dispokreditschleife befindet bzw. sogar die geduldeten Überziehungen über den Dispo hinaus nutzt, sollte aus unser Sicht umschulden. Sprechen Sie bei ihrer Bank vor. Übertragen Sie das Minus in einen Ratenkredit. Die Ratenkredite sind deutlich preiswerter. Sie haben eine feste monatliche Belastung, mit der Sie kalkulieren können. Sie müssen aber den ersten Schritt gehen. Die Kreditinstitute werden kaum von allein mit dem Vorschlag kommen, zu hoch ist deren Verdienst an den Dispo- und Überziehungszinsen.