Die Finanz-Experten hatten in den zurückliegenden Wochen im Gleichklang betont, dass man die Inflation im Griff habe. Die Inflationsrate werde sinken, auch wenn es noch lang dauern wird, bis im Euro-Raum der Standard von zwei Prozent erreicht wird.
Die neuen Zahlen für den Februar haben nun aber für eine Überraschung gesorgt, mit der viele Fachleute nicht wirklich gerechnet haben. Die Inflationsrate von Januar zu Februar ist mitnichten gesunken. Sie stagniert. In einen Teilbereichen, vor allem in den Sektoren, die für die Verbraucher wichtig sind, geht’s indes weiter steil nach oben. Vorab-Fazit: Das Leben wird noch teurer.
8,5 Prozent Inflation im Februar
Die Inflation im letzten Monat lag noch immer bei sehr, sehr stolzen 8,5 Prozent. Im Januar lag der Wert bei 8,7 Prozent. Es kann also vom gleichen Niveau gesprochen werden. Die Experten hatten vor allem aufgrund der zurückgehenden Energiepreise mit einem deutlich niedrigeren Wert gerechnet. Die Prognose war nicht richtig, zum Leidwesen der Verbraucher.
Die Inflationstreiber waren ganz klar die Lebensmittel und die anderen Verbrauchsgüter. Im Vergleich zum Februar 2022 lagen die Preise hier 21,2 Prozent höher. Bei den Dienstleistungen ist eine ähnliche Entwicklung zu sehen. Genau dieser Preisanstieg ist es, welcher es den Bürgern mit kleinen Einkommen immer schwerer macht über die Runden zu kommen. Selbst Arbeiter und Angestellte im mittleren Einkommenssektor kommen mittlerweile ins „finanzielle Schwimmen“.
Kerninflation steigt: Die riesige Gefahr
Die Analysen der Markt-, Statistik- und Finanzinstitute zeigt, dass die Inflation im Euro-Raum in eine neue Phase gekommen ist. Wir reden hier von der Kerninflation, deren Relevanz für die wirtschaftliche Entwicklung und die Währungsstabilität sogar noch wichtiger ist als die der „normalen Inflation“.
Die Inflations-Meldungen aus dem Vorjahr sind bekannt. Monat für Monat hat es in den Medien eine neue „Horror-Zahl“ gegeben. Verschwiegen wurde dabei aber, dass die Kerninflation nicht mitgezogen hat. Während die normale Inflationsrate steil nach oben zeigt, verlief die Kerninflation seitlich auf einem gleichbleibenden Level.
Dies hat sich nun aber geändert. Die gefährliche Kerninflation zieht an. Laut Analysten der Commerzbank ist die Kerninflation im Februar auf 5,8 Prozent gestiegen.
Die Kerninflation ist die Inflation, in die die Preise für Lebensmittel und Energie nicht eingerechnet werden. Es werden die beiden Sektoren mit der höchsten Schwankung ausgeschlossen. Steigt die Kerninflation bedeutet dies, sich der preisliche Aufwärtstrend verfestigt und in die Gesellschaft hineingefressen hat. Eine wirksame Inflationsbegrenzung ist kaum noch möglich. |
Nächste Kostenwelle wird die Inflation anheizen
Im März wird gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang der Inflation zu verzeichnen sein. Es liegt auf der Hand, dass die Energiepreise im Vergleich zum Vorjahr nicht noch einmal um 15 Prozent nach oben schießen. Der März 2022 war in der Inflationsstatistik eine Besonderheit, da damals gerade der Krieg zwischen Russland und der Ukraine begonnen hat.
Wer das Abflachen der Inflation in den kommenden Wochen bejubelt, dürfte sich aber auf einem Holzweg befinden. Auf die Unternehmen rollt die nächste Kostenwelle zu. Die Gewerkschaften fordern derzeit horrende Lohnsteigerung von teilweise bis zu 15 Prozent bzw. mindestens 500 Euro pro Mitarbeiter im Monat. Den Firmen wird schlussendlich nichts anders übrig bleiben, als die Zustimmung zu neuen Tarifverträgen auf einem sehr, sehr hohen Level. Die Folge ist klar. Die Kosten werden schlussendlich auf die Preise der Waren bzw. Dienstleistungen umgelegt. Die Inflation, auch die Kerninflation, wird nochmals richtig Fahrt aufnehmen. Letztlich wird das Gehaltsplus der Arbeiter und Angestellten von der Inflation erneut aufgefressen und überrundet. Genau dies ist der Punkt, den die Gewerkschafter in Deutschland gern unter den Tisch kehren. Die Situation der Beschäftigten mit den neuen Lohnabschlüssen nicht besser, sondern kritischer.
EZB wird weiter gewaltige Zinssteigerungen vornehmen
Die EZB kämpft gegen die Inflation. Es wird weitere Zinserhöhungen geben. Die Kritiker der Finanzpolitik sind sich aber sicher, dass die Europäische Zentralbank den Bogen irgendwann überspannt und die Wirtschaft in eine Rezession schickt. Aus wissenschaftlicher Sicht wäre dies aber nicht wirklich schlimm. Rezession ist gleichbedeutend mit einem Nachfrage- und daraus folgend mit einem Preisrückgang. Das Problem ist dann aber, dass viele Unternehmen und auch die Staaten in eine komplette, finanzielle Schieflage geraten.