Welche Geldanlage bringt in Krisenzeiten die meisten Gewinne? Es gibt zahlreiche Experten – und dies ist auch richtig so – die für die Verbraucher den Einstieg in den Aktienmarkt empfehlen. Richtig ist, dass viele Laien den Aktien bzw. der Börse noch immer etwas skeptisch gegenüberstehen.
Die Kurse fahren oft Achterbahn. Man scheint Geld zu gewinnen und im nächsten Moment wieder zu verlieren. Richtig ist aber tatsächlich, dass Sie mit den Aktien langfristig immer im Plus landen. Die Geschichte hat es uns gelehrt. Ein Punkt wird – mit einem Blick auf die Kursentwicklungen – nämlich oft außer Acht gelassen: Die Dividenden. Die Unternehmen schütten an ihre Aktionäre Dividenden aus. Die Zahlungen sind lapidar gesagt vergleichbar mit den Zinsen einer herkömmlichen Geldanlage.
Der Unterschied ist, dass die Dividenden-Zahlungen meist um ein vielfaches höher sind als ein Basiszins für eine „normale Geldanlage“. In diesem Jahr können die Aktionäre der deutschen Börsenkonzerne zum Beispiel mit einer Rekordausschüttung rechnen. Wir haben die Informationen.
75 Milliarden Euro gehen an die Aktionäre
Zwei unabhängige Institute haben vor wenigen Tagen die Zahlen zur Dividenden-Ausschüttung in Deutschland vorlegt. Aus den Papieren geht hervor, dass die Unternehmen in diesem Jahr 75 Milliarden Euro an die Aktionäre zahlen werden. Noch nie hat es in der deutschen Geschichte eine höhere Zahlung gegeben.
Besonders profitabel ist es für Sie, wenn Sie Aktien der DAX-Konzerne halten. Die Top-40 der deutschen börsennotierten Unternehmen tragen den Löwenanteil der Dividenden Zahlungen, mit sage und schreibe 52,5 Milliarden Euro. Doch auch hier gibt’s Unterschiede. Besonders profitabel sind die Aktien der großen Autobauer. Allein bei BWM, Volkswagen und Mercedes Benz beläuft sich das Dividenden-Volumen auf 15,5 Milliarden Euro.
Hapag Lloyd stellt alle anderen Firmen in den Schatten
Die absolute Nummer 1 in Sachen Rendite ist aber ein Logistik-Unternehmen – die Traditionsreederei Hapag Lloyd. Die Container-Schifffahrt war vor Corona von einigen Krisen geprägt. Es hat Überkapazitäten gegeben. Die Folge waren dann sehr, sehr kleine Transport-Margen.
Während der Pandemie hat sich die Situation am Markt grundlegend geändert. Die Frachten-Raten sind massiv gestiegen und bis heute erhalten geblieben. Hapag Lloyd hat nach Steuer 2022 einen Gewinn von schwindelerregenden 17,5 Milliarden Euro erwirtschaftet. 11,1 Milliarden Euro davon werden an die Aktionäre ausgeschüttet. Dies entspricht einer Rekord-Dividende von 63 Euro pro Aktie.
Das Problem für Sie als Verbraucher ist, dass die Hapag Lloyd Aktien nicht wirklich einfach zu bekommen sind. Nur wenige Wertpapiere des Unternehmens befinden sich im Streubesitz. Haupteigener der Firma ist Klaus-Michael Kühne, bekannt als Mäze vom Hamburger SV und gleichzeitig einer der reichsten Deutschen. Allein Kühne wird durch die Hapag Lloyd Dividenden in diesem Jahr um 3,3 Milliarden Euro. Beteiligt am Logistik-Riese ist aber auch die öffentliche Hand. Die Stadt Hamburg kann mit Einnahmen von 1,5 Milliarden Euro rechnen. Anzumerken ist an dieser Stelle – rechnerisch erkennbar – dass Hapag Lloyd für 15 Prozent der gesamten deutschen Dividenden Ausschüttungen steht.
Experten sehen keine dauerhafte Renditen-Rallye
Genau aus diesem Grund gehen einige Börsen-Experten davon aus, dass es sich in diesem Jahr um einen Einmaleffekt handelt. Es ist davon auszugehen, dass Hapag Lloyd im kommenden Jahr keine derartigen Renditen zahlen kann. Das Dividenden-Volumen sollte 2024 niedriger ausfallen.
Schon in den aktuellen Zahlen gibt’s einige Hinweise darauf, dass es Unternehmen gibt, die das Geld lieber für schlechte Zeiten zurücklegen, anstatt ihre Investoren zu belohnen. Der Anteil der Firmen, die weniger als ein Drittel zum Gesamtvolumen der Dividenden beitragen ist nämlich drastisch gestiegen, auf 40 Prozent. Bei einigen bekannten Firmen hat es zudem auffällig hohe Rendite-Einschnitte gegeben, beispielsweise:
- Continental mit minus 31,8 Prozent
- Vonovia mit minus 48,8 Prozent
- Adidas mit minus 78,8 Prozent
Zwei bekannte Firmen zahlen sogar überhaupt keine Dividenden aus, Siemens Energy und Covestro.
Warnsignale aus den Neben-Indizes
Zu beachten sind beim Ausblick auf die kommenden Rendite-Zahlungen zudem die Warnsignale aus den Nebenindizes – aus dem MDAX und dem SDAX. Hier hat immer jedes fünfte Unternehmen die Dividenden komplett gestrichen. Der Blick auf den Trend der Zahlungen zeigt, dass nur neun deutsche Börsen-Unternehmen gibt, die die Renditen in den zurückliegenden zehn Jahren immer erhöht haben.