Schon seit einigen Monaten boomt der Aktienmarkt in Deutschland, sodass der Deutsche Aktienindex (DAX) nahezu wöchentlich neue Höchststände erreicht. Auch aufgrund mangelnder Alternativen am verzinslichen Kapitalmarkt entscheiden sich immer mehr Privatanleger in der aktuellen Situation dafür, entweder kurzfristig auf die Entwicklung der Aktienkurse zu spekulieren oder sich sogar für ein langfristiges Investment in diese Wertpapiere zu entscheiden.
In beiden Fällen ist nicht immer ausreichend eigenes Kapital vorhanden, um die Spekulation bzw. Investition vorzunehmen. In einer solchen Situation stellt sich dann durchaus die Frage, ob es sinnvoll ist, einen Wertpapierkredit aufzunehmen.
Insbesondere Direktbanken und Onlinebroker stellen ihren Kunden immer häufiger neben dem Handel mit Wertpapieren auch die Möglichkeit zur Verfügung, den Kauf der Aktien oder sonstige Wertpapiere über einen sogenannten Wertpapierkredit zu finanzieren. Es handelt sich dabei schlichtweg um ein spezielles Darlehen, welches ausschließlich für den Erwerb von Wertpapieren gedacht ist. Von der Kreditart her handelt es bei einem Wertpapierkredit fast immer um einen Ratenkredit, sodass der Kunde die Summe X zur Verfügung gestellt bekommt, die er dann in monatlichen Raten zurückzahlen muss.
Fast immer ist es so, dass die von der Darlehenssumme gekauften Wertpapiere zugunsten der Bank verpfändet werden. Dies sollten Kunden auf jeden Fall vor der Aufnahme eines derartigen Darlehens beachten, denn vor dem eventuellen Verkauf der Wertpapiere muss immer das Einverständnis der Bank oder des Brokers eingeholt werden, an den die Wertpapiere verpfändet worden sind. Davon abgesehen stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, in der aktuellen Situation einen Wertpapierkredit aufzunehmen und davon Aktien zu erwerben.
Aktienmarkt und günstige Kreditzinsen sprechen für den Wertpapierkredit
Aktuell sind es zwei Punkte, die durchaus für die Aufnahme eines Wertpapierkredites sprechen. Für die Aufnahme des Wertpapierkredites spricht zunächst einmal, dass sich der Aktienmarkt in Deutschland in den vergangenen Monaten hervorragend entwickelt hat. Nicht wenige Fachleute gehen sogar davon aus, dass der Deutsche Aktienindex in näherer Zukunft die Marke von 12.000 Punkten überschreiten könnte. Wer auf dieser Basis in Aktien investieren möchte und nicht ausreichend Kapital zur Verfügung hat, für den kann ein Wertpapierkredit durchaus eine sinnvolle Alternative sein. Der zweite Pluspunkt, der in der aktuellen Situation ebenfalls für die Aufnahme eines Wertpapierkredites spricht, sind die sehr niedrigen Zinsen.
Teilweise sind Banken und Broker dazu bereit, einen Wertpapierkredit bereits zu Zinssätzen von unter fünf Prozent zu vergeben. Wer mit seiner Bank beispielsweise einen Zinssatz von fünf Prozent vereinbart, der muss diese Kosten natürlich erst einmal durch Kursgewinne oder Dividenden bei den gekauften Aktien erwirtschaften. Würde die Aktie also beispielsweise einen jährlichen Kursgewinn von acht Prozent erzielen, so müssten davon zunächst die fünf Prozent Zinskosten abgezogen werden, sodass die Nettorendite nur bei rund drei Prozent liegt. Bei solchen Erträgen stellt sich natürlich die Frage, ob der Anleger nicht mit alternativen Investments genauso gut oder noch besser fährt, ohne dass dafür ein Kredit aufgenommen werden muss. Somit lässt die Frage danach, ob die Aufnahme eines Wertpapierkredites in der jetzigen Situation sinnvoll ist oder nicht, wie in vielen Fällen nur von der individuellen Situation des jeweiligen Anlegers abhängig machen.