
Insbesondere aufgrund der niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt, die sich auch auf Kreditzinsen erstrecken, nehmen die Bundesbürger vermehrt die Möglichkeit in Anspruch, Konsumausgaben über einen Kredit zu finanzieren. Dies betrifft unter anderem Immobilienfinanzierungen, denn immer mehr Verbraucher können sich den Wunsch und Traum vom eigenen Heim erfüllen.
Allerdings gilt es bei nahezu jedem Kredit eine Hürde zu überwinden, nämlich die Bonitätsprüfung der Banken. Daher stellen sich viele Kreditsuchende zunächst einmal die Frage, wie kreditwürdig sie eigentlich sind und ob eine gute Chance besteht, ein Darlehen zu erhalten.
Kreditfähigkeit und Kreditwürdigkeit unterscheiden
Im Finanzierungsbereich gibt es zwei Begriffe, die relativ ähnlich sind, aber dennoch ganz unterschiedliche Voraussetzungen für die Vergabe eines Kredites darstellen. Dabei handelt es sich zum einen um die Kreditfähigkeit und zum anderen um die Kreditwürdigkeit. Diese zwei Fachbegriffe sollten nicht miteinander verwechselt werden, denn wer als kreditfähig eingestuft wird, muss noch lange nicht zwangsläufig kreditwürdig sein. Mit der Kreditfähigkeit ist richtig gemeint, dass der Antragsteller die rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, um theoretisch und in der Praxis überhaupt einen Kredit zu erhalten. Vereinfacht dargestellt ist jede Person in Deutschland kreditfähig, die das 18. Lebensjahr vollendet hat. Ausnahmen und Einschränkungen gibt es lediglich in der Hinsicht, als dass Menschen mit einer Geisteserkrankung meistens nicht kreditfähig sind, da sie als nicht geschäftsfähig oder beschränkt geschäftsfähig eingestuft werden. Auf der anderen Seite können in Ausnahmefällen auch Minderjährige ein Darlehen beantragen und erhalten, dann muss allerdings das Vormundschaftsgericht nebst der Erziehungsberechtigten zustimmen. Mit der Kreditwürdigkeit ist hingegen die Bonität des Kunden gemeint. Als kreditwürdig gelten daher Personen, denen der Kreditgeber ohne Weiteres zutraut, dass aufgenommene Darlehen ordnungsgemäß zurückzuzahlen und die monatlichen Kreditraten wie vereinbart zu leisten.
Wie kreditwürdig ist der einzelne Kreditnehmer?
Die Frage danach, wie kreditwürdig eine einzelne Person ist, hängt von mehreren Faktoren ab, wenn eine passende Antwort gefunden werden soll. In den meisten Fällen machen die Kreditinstitute keine Abstufungen bezüglich der Kreditwürdigkeit, sondern es gibt in dem Sinne nur schwarz und weiß: Entweder ist die Bonität des Kunden ausreichend, um ein Darlehen zu erhalten oder es mangelt an einer ausreichenden Kreditwürdigkeit, sodass der Darlehensantrag abgelehnt wird. Dennoch gibt es natürlich Kreditsuchende, die eine äußerst gute Bonität haben und daher als sehr kreditwürdig gelten. Andererseits existieren ebenso zahlreiche Verbraucher, die eine mittelmäßige Bonität besitzen und bei denen die Bank eventuell zusätzliche Sicherheiten fordert, damit eine ausreichende Kreditwürdigkeit gegeben ist.
Falls Sie sich selbst die Frage beantworten möchten, wie kreditwürdig Sie sind, sollten Sie insbesondere die folgenden Aspekte und Eigenschaften zu Ihrer eigenen Person untersuchen:
- Gibt es negative Einträge in der SCHUFA?
- Erzielen Sie ein regelmäßiges Einkommen?
- Wie hoch ist das frei verfügbare Einkommen (Saldo aus Einnahmen und Ausgaben)
- Können Sie Sicherheiten stellen?
- Haben Sie Rücklagen (Vermögen)?
- Wie sicher ist Ihr Arbeitsplatz?
- Haben Sie gesundheitliche Probleme in größerem Umfang?
- Haben Sie in der Vergangenheit schon einmal Probleme mit der Rückzahlung von Darlehen oder allgemein mit einer Bank gab?
All diese Fragen helfen Ihnen dabei, Ihre ganz persönliche Kreditwürdigkeit möglichst gut einschätzen zu können. In den folgenden Abschnitten möchten wir die zuvor aufgelisteten Fragen etwas näher erläutern, insbesondere vor dem Hintergrund der Frage, was die jeweiligen Antworten mit der Bonität zu tun haben.
Negative SCHUFA-Einträge und regelmäßiges Einkommen
Die wohl zwei wichtigsten Kriterien, anhand derer auch Sie beurteilen können, wie Banken Ihre Kreditwürdigkeit einstufen werden, sind zum einen die SCHUFA-Auskunft und zum anderen ein möglichst geregeltes Einkommen. Jedes Kreditinstitut in Deutschland wird vor der Genehmigung eines Darlehens zunächst einmal eine SCHUFA-Anfrage durchführen, der Sie übrigens im Vorfeld zustimmen müssen. Als kreditwürdig werden Sie nur unter der Voraussetzung gelten, dass sich dort keiner der folgenden negative Einträge findet:
- Eidesstattliche Versicherung
- Vollstreckungsbescheid
- Mahnbescheid
- Haftbefehl
- Insolvenzverfahren
- unerledigte Kredite
Bei den zuvor genannten Merkmalen handelt es sich um sogenannte Knock-out Kriterien, denn liegt einer dieser negativen Einträge in der SCHUFA vor, können Sie davon ausgehen, von einer deutschen Bank keinen gewöhnlichen Raten-, Dispo- oder Immobilienkredit zu erhalten. In diesem Fall bleibt Ihnen praktisch nur noch der sogenannte Kredit ohne SCHUFA als Alternative, da die SCHUFA-Auskunft in diesem Fall nicht von Bedeutung ist.
Eine noch genauere Antwort auf die Frage, wie kreditwürdig Sie sind, finden Sie, wenn Sie sich etwas mehr mit Ihrem Einkommen beschäftigen. Die meisten Kreditinstitute setzen für eine ausreichende Bonität voraus, dass Sie nicht nur ein regelmäßiges Einkommen in monatlich ungefähr gleich bleibender Höhe erzielen, sondern dass dieses aus einem unbefristeten Arbeitsvertrag, also einer abhängigen Beschäftigung heraus, resultiert. Freiberufler und Selbständige haben es hingegen äußerst schwer, einen Kredit zu erhalten. Demzufolge könnte vereinfacht gesagt werden, dass Sie als Arbeitnehmer deutlich bessere Chancen auf ein Darlehen und eine ausreichende Kreditwürdigkeit haben, als wenn Sie selbständig oder freiberuflich tätig sind.
Wie hoch ist Ihr frei verfügbares Einkommen?
Die Höhe des Einkommens sagt in aller Regel für sich alleine genommen noch nicht viel darüber aus, ob Sie dazu in der Lage sind, vereinbarte Kreditraten ordnungsgemäß zu zahlen. Wenn Sie sich also mit der Frage beschäftigen, wie kreditwürdig Sie sind, müssen Sie Ihr monatliches Einkommen stets ins Verhältnis zu den regelmäßigen Ausgaben setzen. Dies können Sie schnell und unkompliziert im Zuge einer Einnahmen- und Ausgabenrechnung tun, denn damit können Sie Ihr frei verfügbares monatliches Einkommen ermitteln. Die Aufstellung ist relativ einfach, denn Sie müssen den monatlichen Einnahmen, in der Regel bestehend aus Gehalt, Kindergeld, möglichen Provisionen und Überstundenzahlungen, lediglich Ihre regelmäßigen Ausgaben gegenüberstellen, zu denen insbesondere gehören:
- Miete
- Nebenkosten
- Lebensunterhalt (Nahrungsmittel, Kleidung etc.)
- Kosten fürs Auto
- Versicherungsbeiträge
- Vereinsbeiträge
- Medienkosten (Handy, Internet, Telefon)
- sonstige Ausgaben
In der Summe dürfen diese Ausgaben nicht höher als die Einnahmen sein, denn ansonsten wäre es absolut unseriös, an die Aufnahme eines Kredites zu denken. Nur dann, wenn das frei verfügbare Einkommen höher als die geplante Kreditkarte ist, wird die Bank Sie in diesem Punkt als ausreichend kreditwürdig einstufen.
Sicherheit des Arbeitsplatzes, Gesundheitszustand und weitere Faktoren
Neben der SCHUFA sowie der Art und Höhe des Einkommens gibt es durchaus noch einige weitere Kriterien, die sich auf Ihre Bonität auswirken können. Dazu gehört zum Beispiel vorhandenes Vermögen und auch Sicherheiten, die Sie bei Bedarf gegenüber dem Kreditgeber stellen können. Insbesondere Sicherheiten erhöhen Ihre Bonität, denn dadurch kann die Bank das Kreditausfallrisiko vermindern bzw. sicherstellen, dass Sie nicht auf den Forderungen sitzen bleibt. Ein weiterer Faktor, der zwar nicht von jeder Bank berücksichtigt wird, sich aber indirekt ebenfalls auf die Bonität auswirken kann, ist tatsächlich Ihr Gesundheitszustand. Sind Sie in der Vergangenheit nämlich schon häufiger aufgrund gesundheitlicher Probleme krankgeschrieben gewesen, und das über einen längeren Zeitraum, kann dies statistisch betrachtet das Kreditausfallrisiko erhöhen. Konkret ist dies vor allem dann der Fall, wenn Sie länger als sechs Wochen arbeitsunfähig waren, denn dann erhalten Sie mit dem Krankengeld nur noch etwa 66 Prozent Ihres vorherigen Gehaltes.
Dies wiederum kann dazu führen, dass die Ausgaben im Verhältnis zu den Einnahmen zu hoch werden, sodass die Kreditrate nicht mehr gezahlt oder zumindest ausgesetzt werden muss. Ganz ähnlich verhält es sich mit der Sicherheit des Arbeitsplatzes, denn ist die aktuelle Anstellung gefährdet, könnte dies zur Arbeitslosigkeit und somit definitiv zu einem erhöhten Kreditrisiko für die Bank führen. Aus diesem Grund werden in der SCHUFA übrigens im Allgemeinen auch relativ häufige Arbeitgeberwechsel als negativ bewertet, auch wenn es sich dabei nicht um ein typisches und fest definiertes Negativmerkmal handelt. Dennoch spielen auch solche, sogenannte weiche Faktoren in der Summe eine Rolle, wenn es darum geht, die eigene Kreditwürdigkeit einzustufen.