Und sie hat es wieder getan – die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in dieser Woche abermals angehoben, um 0,25 Prozent auf nun 3,75 Prozent. Dies bedeutet für Sie als Verbraucher – nochmals in der Kurzfassung gesagt – dass die Kredite (jeglicher Art) sich weiter verteuern. Anderseits steigen aber die Einlagezinsen für die Sparguthaben bei den Banken, beispielsweise für die Tagesgelder.
Wer die diversen Google-Anzeigen und Trendberichte vor Augen hat, wird immer wieder von Top-Rekord Angeboten für die Tagesgelder lesen. Doch ist dies wirklich so? Wir haben uns näher mit der Thematik befasst und eine aktuelle sehr umfangreiche Studie gefunden, die genau das Gegenteil erkennen lässt. Erstens sind die Unterschiede zwischen den Kreditinstituten gewaltig und zweitens gibt’s tatsächlich über 200 Banken in Deutschland, die überhaupt keine Tagesgeldzinsen an ihre Kunden zahlen, sprich die Zinserhöhung nicht an die Kunden weitergegeben haben. Im Vorab-Fazit kann gesagt werden, dass die regionalen Banken sehr schlecht abschneiden und die und bundesweit tätigen Kreditinstitute die bessere Note erhalten. Wir haben die Infos zusammengefasst.
Zinsentwicklung in der wirtschaftlichen Theorie und der Praxis
Die vorlegte Studie von mehreren Verbraucherportalen ist sehr umfangreich. Sie ergibt ein sehr gutes Bild zur tatsächlichen Lage im deutschen Anlage-Sektor der Banken. Es wurden immerhin 688 Banken und Sparkassen ausgewertet, respektive deren aktuelle Tagesgeldofferten.
Konkret gibt’s bei genau 222 Kreditinstituten für eine Tagesgeld überhaupt keine Zinsen. Sie haben richtig gelesen. Wer bei den Geldhäusern ein Tagesgeld-Konto führt, bekommt tatsächlich 0,00 % Zins. Nicht eine Zinserhöhung der EZB (und davon gab es in den letzten Monaten reichlich) wurde an die Kunden weitergegeben. Der Punkt zeigt sehr deutlich, dass der Geldmarkt-Sektor mit steigenden und fallenden Zinsen in der Praxis nicht wirklich so funktioniert, wie er in der Theorie beschrieben wird. Prozentual ausgedrückt, stehen die Kunden bei 32 % der deutschen Banken ohne relevante Tagesgeld-Angebote da.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken am Ende der Riege
Das Schlusslicht in der Tagesgeld-Studio sind die Genossenschaftsbanken. Ausgewertet wurden hier 332 Banken, wovon 37 Prozent der Kreditinstitute keine Zinsen zahlen. Zu den Genossenschaftsbanken werden in Deutschland alle örtlichen Volks- und Raffeisenbanken, die Sparda Banken sowie die PSD-Banken gezählt. Nur minimal besser sind die regionalen Sparkassen. Bei 34 Prozent der 283 kontrollierten Sparkassen gibt’s keinen Tagesgeldzins.
Bei den überregional tätigen Kreditinstituten ergibt sich ein deutlich besseres Bild. Ausgewertet wurden 73 Geldhäuser, wobei hier lediglich 4 Banken keine Zinsen auf die Tagesgeldanlagen gezahlt haben.
Gewaltige Unterschiede bei den Zinsangeboten
Nicht nur bei der Anzahl der Banken gibt’s – laut der vorlegten Studie – Unterschiede, auch beim Zinsniveau geht die Spanne sehr weit auseinander. Bei den überregional tätigen Kreditinstituten erhalten die Kunden durchschnittlich 0,97 % p.a. für ihr eingelegtes Geld. Bei den Sparkassen und den Genossenschaftsbanken sind es lediglich 0,22 % p.a. Die neue EZB Zinserhöhung aus dieser Woche ist hier natürlich nicht noch nicht eingepreist.
Je länger die Anlage, umso höher die Zinsen
Entscheidend für den Zinssatz ist natürlich auch die Anlagezeit. Wer mit bei einer bundesweiten Bank sein Geld für 2 Jahre anlegt, bekommt im Durchschnitt 2,58 % Zins. Bei den Sparkassen gibt’s für den identischen Zeitraum durchschnittlich 1,78 %. Die Volks- und Raiffeisenbanken sind mit 1,89 % minimal besser. Das Top-Angebot in Deutschland für ein zweijähriges Festgeld liegt aktuell bei 3,25 %. Wer sich für eine Geldanlage in anderen europäischen Ländern entscheidet, kann bis zu 3,92 % erhalten.
Die Top-Angebote von über 3 %
Kommen wir nochmals auf die eingangs erwähnten Top-Angebote mit Zinsen von über 3 %. Die Spitzen-Angebote gehen momentan bis zu 3,3 % nach oben. Es gibt deutschlandweit 13 Banken, die Tagesgelder mit über 3 % im Programm haben.
Die Offerten haben jedoch meist einen Haken. Sie gelten nur für eine befristete Zeit und zwar ausschließlich für Neukunden bzw. neu angelegtes Geld. Im Anschluss wird das Tagesgeldkonto automatisch auf das Normalniveau heruntergestuft.
Unser Tipp: Wer wirklich immer von den besten Tagesgeld-Zinsen profitieren will, muss und sollte sein Portfolio regelmäßig umschichten, sprich die Banken immer wieder wechseln.