
Wenn es um die Kreditvergabe geht, so haben Kreditnehmer und Kreditgeber oft unterschiedliche Ansichten. Der vom Kreditnehmer angefragte Kreditbetrag steht dabei häufig im Fokus, schließlich ist es für die Bank wichtig, dass sich der Kreditnehmer nicht unverhältnismäßig verschuldet. Viele Kreditnehmer stellen sich daher im Vorfeld einer Kreditbeantragung die Frage, wie viel Kredit sie sich überhaupt leisten können?
Um zu bewerten, welche Kreditbeträge und welche monatlichen Raten aus Bankensicht zu vertreten sind, kommt es vor allem auf die Kapitaldienstfähigkeit an.
Faustformeln zur Ermittlung der Kapitaldienstfähigkeit
Der Begriff der so genannten „Kapitaldienstfähigkeit“ beschreibt, dass ein Kreditnehmer eine vereinbarte Rate, gemessen an seinen monatlichen Ein- und Ausgaben, bedenkenlos zahlen kann. Der monatliche Kapitaldienst muss problemlos geleistet werden können, da dies für die Bank die wichtigste und bei Privatkrediten oftmals einzige Sicherheit im Rahmen der Kreditvergabe ist. Doch wie wird die Kapitaldienstfähigkeit ermittelt? Um zu berechnen, ob ein Kreditnehmer einen gewünschten Kreditbetrag beziehungsweise die damit verbundene Kreditrate tragen kann, wird das monatliche Nettoeinkommen / Familiennettoeinkommen mit den Aufwendungen für laufende Verpflichtungen (beispielsweise Miete oder weitere Kreditraten) sowie so genannten „Lebenshaltungskostenpauschalen“ verrechnet.
Hier rechnet die Bank mit Richt- und Erfahrungswerten, da es ein zu großer Aufwand wäre, die individuellen Ausgaben des Kreditnehmers einzeln zu betrachten. Bei der Höhe der Pauschale für den Lebensunterhalt kommt es im nächsten Schritt auf die jeweilige Familienkonstellation an. Handelt es sich um einen ledigen Kreditnehmer, so kann es beispielsweise sein, dass die Bank 30,00% des monatlichen Nettoeinkommens, jedoch mindestens einen Festbetrag in Höhe von 700,00 bis 900,00 Euro, für den Lebensunterhalt veranschlagt. Bei einem verheirateten Ehepaar mit zwei Kindern wird wiederum anders gerechnet. Hier kann es beispielsweise sein, dass für den ersten Erwachsenen 700,00 Euro, für den Ehepartner 300,00 Euro sowie für die beiden Kinder jeweils 200,00 Euro für den Lebensunterhalt berechnet werden. Wie hoch die jeweiligen Pauschalen ausfallen, variiert von Kreditinstitut zu Kreditinstitut. Allein dies ist ein Grund, weshalb es im Falle einer Kreditablehnung immer Sinn macht, es bei weiteren Banken zu versuchen.
Wie errechnet sich der maximale Kreditbetrag?
Der monatliche Überschuss, welcher im Rahmen der Formel „Familiennettoeinkommen – laufende Verpflichtungen – Lebenshaltungskostenpauschale“, ermittelt wird, stellt aus Bankensicht die maximale monatliche Rate dar. Welcher Kreditbetrag sich daraus ergibt, hängt unterm Strich dann natürlich mit der gewählten Kreditlaufzeit zusammen. Bei Privat- und Konsumentenkrediten arbeiten die meisten Kreditinstitute mit Laufzeitbeschränkungen von beispielsweise 60, 84 oder 120 Monaten. Der maximale Kreditbetrag, welchen sich der jeweilige Kreditnehmer leisten kann, muss dementsprechend mit einer Rate aus dem monatliche „Überschuss“ innerhalb der maximalen Laufzeit gezahlt werden können.
Beispiel: Monatlicher Überschuss – 400,00 Euro, gewählte Kreditrate – 300,00 Euro (ein „Puffer“ wird von den meisten Banken gefordert und ist auch für den Kreditnehmer wichtig), Zinssatz – 3,75%, maximale Kreditlaufzeit – 84 Monate, maximaler Kreditbetrag – 22.133,64 Euro
Wie denkt die Bank im Rahmen der Kreditvergabe?
Banken vergeben Kredite unter anderem aus zwei Gründen: Auf der einen Seite ist das Kreditgeschäft eine der wichtigsten Einnahmequellen einer jeden Bank und darüber hinaus möchte die Bank ihre Kunden, welche beispielsweise eine Investition wünschen oder in eine finanzielle Notlage geraten sind, natürlich auch unterstützen. Bevor es jedoch zu dieser Unterstützung kommen kann, ist es wichtig, dass die Kreditvergabe unter einem „guten Stern“ steht. Das Ausfallrisiko des Kredits muss überschaubar sein, insbesondere bei der Vergabe von Privatkrediten, welche im Regelfall blanko gewährt werden. Allgemein muss man daher verstehen, dass eine Bank immer gerne Geld verleiht, eine problemlose Rückzahlung muss dabei jedoch in Aussicht sein.
Fazit: Wenn es um die Frage geht, wie viel Kredit sich ein Kreditnehmer leisten kann, so kommt es vor allem darauf an, dass die gewählte Rate im Einklang zur monatlichen Haushaltsrechnung steht. Darüber hinaus arbeiten die meisten Banken im Bereich der Privatkredite stets mit Laufzeitbeschränkungen, welche auch zum Schutz des Kreditnehmers zwingend einzuhalten sind. Ist eine positive Kapitaldienstfähigkeit gegeben, so kann grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass sich ein Kreditnehmer den gewünschten Kredit aus Sicht der Bank auch leisten kann.