Wenn es um die Aufnahme eines Darlehens geht, dann denken die meisten Kreditsuchenden und Kreditnehmer verständlicherweise in erster Linie an die zu zahlenden Kreditzinsen. Die Darlehenszinsen sind der Hauptkostenfaktor, der – bis auf Null-Prozent-Finanzierungen oder Minuszinsen – bei jedem Kredit anfällt. Darüber hinaus wird allerdings häufig vergessen, dass es bei Darlehen noch weitere Kosten geben kann, die auch als Zusatzkosten bezeichnet werden.
Je nach Angebot sind diese zusätzlichen Kosten mitunter nicht gering, sodass Sie sich beim jeweiligen Anbieter stets informieren sollten, ob neben den Darlehenszinsen noch weitere Kosten anfallen.
Wie hoch sind die Kosten in Form der Darlehenszinsen aktuell?
Bevor wir näher auf mögliche Zusatzkosten bei Krediten eingehen, möchten wir kurz einen Überblick darüber geben, mit welchen Zinskosten Sie aktuell bei Krediten rechnen müssen. In erster Linie sind die Kreditzinsen einerseits vom Anbieter und zum anderen auch von der Darlehensart abhängig. Die meisten Kreditinstitute, die generell im Kreditgeschäft tätig sind, offerieren derzeit mindestens die folgenden drei Standardkredite:
- Dispositionskredit
- Ratenkredit
- Immobilienkredit
Darüber hinaus werden mitunter noch weitere Darlehensarten angeboten, wie zum Beispiel Abruf- und Rahmenkredite, Existenzgründungsdarlehen und speziellere Kredite, die beispielsweise für bestimmte Kundengruppen gedacht sind. Die meisten Kredite, die von Bankkunden genutzt werden, sind im Konsumbereich angesiedelt. Dazu gehören demzufolge vor allem der Dispositions- und der Ratenkredit. Dispositionskredite sind bezüglich der zu zahlenden Sollzinsen nach wie vor sehr teuer und bewegen sich auch in der Niedrigzinsphase meistens zwischen acht und elf Prozent.
Deutlich günstiger sind die aktuellen Kreditzinsen bei den Ratenkrediten, denn dort zahlen Sie bei den besten Angeboten am Markt mittlerweile weniger als zwei Prozent an Zinsen. Manchmal können Sie sogar einen Kredit mit Minuszinsen oder eine Null-Prozent-Finanzierung in Anspruch nehmen. Mindestens genauso günstig sind mittlerweile Immobilienkredite, die es schon für unter einem Prozent an Kreditzinsen gibt.
Wenn wir also einen einfachen Konsumentenkredit in Form eines Ratenkredites als Beispiel nehmen, kämen bei einer Darlehenssumme von beispielsweise 10.000 Euro momentan durchschnittlich rund 300 bis 600 Euro jährliche Kreditkosten auf Sie zu.
Bearbeitungsgebühren seit einigen Jahren verboten
Einen Kostenfaktor, den es neben den Kreditzinsen im Finanzbereich häufiger in der Vergangenheit gab, waren Bearbeitungsgebühren. Seit einem höchstrichterlichen Urteil sind diese Gebühren allerdings in aller Regel mittlerweile verboten, zumindest dann, wenn es sich um allgemeine Bearbeitungsgebühren für Konsumentenkredite handelt. Zu früheren Zeiten waren Bearbeitungsgebühren in Höhe zwischen ein bis drei Prozent der Darlehenssumme durchaus üblich, während die Banken diesen Kostenfaktor heutzutage nicht mehr in Rechnung stellen dürfen. Trotzdem sollten Sie bei Kreditangeboten nach wie vor ein wachsames Auge darauf werfen, ob nicht doch Bearbeitungsgebühren in Rechnung gestellt werden.
Manchmal werden die Gebühren anders bezeichnet und dann wäre tatsächlich zu prüfen, ob das Kreditinstitut dazu berechtigt ist, diesen Kostenfaktor zu erheben. Im Allgemeinen fallen allerdings bei gewöhnlichen Ratenkrediten keine Bearbeitungsgebühren mehr an, sodass dieser Kostenfaktor in aller Regel heutzutage entfällt.
Gebühren für das Führen des Kreditkontos
Eine Gebühr, die als Zusatzkosten bei Krediten relativ häufig anfällt, ist die Kontoführungsgebühr. Diese gibt es nämlich nicht nur bei Girokonten, sondern auch bei Darlehenskonten ist es durchaus üblich, dass die Bank beispielsweise eine jährliche Gebühr für die Führung des Kreditkontos in Höhe von 20 oder 30 Euro in Rechnung stellt. Im Vergleich zu den zu zahlenden Kreditzinsen nehmen diese Kosten natürlich nur einen kleinen Teil ein, aber es kann durchaus Sinn machen, dass Sie sich zumindest über die Höhe der Kontoführungsgebühren informieren. Zudem können Sie diese Kosten für gewöhnlich als Werbungskosten in Ihrer Steuererklärung angeben.
Bereitstellungszinsen: nur bei Immobilienkrediten von Bedeutung
Ein weiterer zusätzlicher Kostenfaktor, der im Zusammenhang mit der Aufnahme eines Darlehens stehen kann, sind die Bereitstellungszinsen. Von Interesse ist diese Gebühr allerdings nur bei Immobilienkrediten und dann sind auch bei Weitem nicht alle Kreditnehmer betroffen. Die Bereitstellungszinsen stellen die Kreditgeber nämlich nur dann in Rechnung, wenn Sie einen zur Verfügung gestellten Immobilienkredit nicht sofort in vollem Umfang abrufen, sondern beispielsweise zwischen Bereitstellung der Darlehenssumme und tatsächlicher Inanspruchnahme drei oder mehr Monate vergehen.
Insbesondere unter der Voraussetzung, dass Sie einen Immobilienkredit zur Finanzierung eines Neubaus nutzen, können die Bereitstellungszinsen ein Thema sein. Bei Bauvorhaben ist es nämlich üblich, die Darlehenssumme in Teilen abzurufen, da für gewöhnlich nach Baufortschritt bezahlt wird. In diesem Fall sollten Sie mit Ihrer Bank sprechen, ob und ab welchem Zeitraum Bereitstellungszinsen berechnet werden und wie hoch diese sind. Meistens besteht durchaus ein gewisser Verhandlungsspielraum, sodass Sie mit etwas Geschick die zusätzlichen Kosten in Form der Bereitstellungszinsen reduzieren oder vielleicht sogar gänzlich vermeiden können.
Vorfälligkeitsentschädigung: Vorzeitige Ablösung von Krediten kann teuer werden
Weitere Zusatzkosten, die beim Kredit ebenfalls nicht ausgeschlossen sind, sind die Vorfälligkeitsentschädigungen. Dieser Kostenfaktor ist ebenfalls vornehmlich im Bereich der Immobilienkredite von Relevanz, allerdings ist es unter Umständen auch möglich, dass eine Vorfälligkeitsentschädigung bei einer vorzeitigen Tilgung eines Ratenkredites berechnet wird. In erster Linie sind jedoch mit Abstand Hypothekendarlehen am häufigsten betroffen.
Wissen sollten Sie, dass die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung bei Immobilienkrediten nur unter der Voraussetzung in Rechnung stellen darf, dass es sich um ein Darlehen mit laufender Zinsfestschreibung handelt. Bei variablen Immobilienkrediten, bei denen das Kreditinstitut den Zinssatz jederzeit anpassen kann, ist es hingegen nicht üblich, eine Vorfälligkeitsentschädigung in Rechnung zu stellen. Weiterhin ist es wichtig, dass Sie vor einer vorzeitigen Ablösung des Darlehens berechnen, ob Sie auch nach dem Zahlen der Vorfälligkeitsentschädigung noch Zinsen einsparen können. In dem Fall müssen Sie die geplante Zinsersparnis durch den neuen, günstigeren Immobilienkredit der zu zahlenden Vorfälligkeitsentschädigung gegenüberstellen.
Indirekte Kosten durch Abschluss von Versicherungen
Es ist zwar nicht unbedingt begrüßenswert, aber dennoch erwecken manche Kreditinstitute zumindest für einige Kunden den Anschein, dass die Genehmigung eines Darlehens wahrscheinlicher ist, wenn gleichzeitig eine Versicherung abgeschlossen wird. In erster Linie ist in dem Zusammenhang die Restschuldversicherung zu nennen, die nicht wenige Banken nahezu automatisch mit dem Darlehen anbieten. Zwar kann eine derartige Kreditsicherung auf der einen Seite sinnvoll sein, aber auf der anderen Seite verursacht sie natürlich Kosten, die direkt oder indirekt im Zusammenhang mit dem aufgenommenen Kredit stehen.
Falls Sie beispielsweise einen Ratenkredit über 10.000 Euro aufnehmen und sich für eine Restschuldversicherung entscheiden, können die Kosten durchaus einmalig zwischen 300 bis 600 Euro betragen. Aus diesem Grund sollten Sie sich nicht zu etwaigen Versicherungen, überreden lassen, sondern diese im Zusammenhang mit der Kreditaufnahme tatsächlich nur dann abschließen, wenn Sie diese für sinnvoll erachten.
Zu den typischen Versicherungen, die gerne im Rahmen eines Kreditgesprächs oder der Zusage eines Darlehens seitens der Bank ins Spiel gebracht werden, zählen insbesondere:
- Restschuldversicherung (Kreditversicherung)
- Kapitallebensversicherung
- Risikolebensversicherung
- Produkte zum Vermögensaufbau (Fondssparen, private Rentenversicherung etc.)
Im besten Fall bestehen Ihre Kreditkosten also ausschließlich aus den Kreditzinsen, insbesondere bei Immobilienkrediten können aber durchaus noch weitere Zusatzkosten entstehen, die wir im vorherigen Beitrag ausgeführt haben. Bei einem Vergleich der Angebote sollten Sie daher nicht nur auf die Zinssätze achten, sondern zudem Informationen einholen, ob Zusatzkosten anfallen und wie hoch diese sind.